Eine landläufige oder medizinische Sichtweise besagt, dass Heilung das Freiwerden von Beeinträchtigungen oder störenden Symptomen beinhaltet: „die Krankheit ist geheilt“. Dies ist besonders deutlich im akuten Krankheitsstadium zu beobachten, wo z.B. das Fieber ver-schwunden ist und das Kind wieder spielt. Beim Erwachsenen ist die Grippe überstanden, die alte Tatkraft und Energie kommen wieder. Ist das wirklich so?
Aus homöopathischer Sicht ist Heilung kein Zustand , sondern ein Prozess, ein Weg. Ich bin durch eine Krankheit „durchgegangen“, habe sie „durchgemacht“, sagt der Volksmund. Dies gilt sowohl für körperliche, als auch für seelische Prozesse. Sie alle wissen, wenn z.B. ein Trauerprozess durchlebt wurde, geht der Mensch gestärkt daraus hervor, kann selbst besser loslassen, ist reifer geworden, hat dadurch den Schmerz verarbeitet. Auch ist allgemein bekannt, dass Kinderkrankheiten die Entwicklung der Kinder fördern, statt ihnen zu schaden. Greife ich in all diese Prozesse mit unnatürlichen Heilmitteln ein, hemme ich die gemeinte Entwicklung des Menschen, er bleibt möglicherweise „stehen“.
Homöopathisch unterstützte Heilungsprozesse erfolgen nach bestimmten objektiv nachvollziehbaren Gesetzmäßigkeiten, wie z. B. die Heilung erfolgt immer von innen nach außen. Dies bedeutet, erst muss das Asthma geheilt werden, dann die Neurodermitis, denn eine gesunde Lunge ist wichtiger als eine gesunde Haut.
Bleiben wir jedoch nicht bei der rein körperlichen Sichtweise stehen! Auch ein gesunder Geist und ein gesundes „Herz“ (Emotionen) müssen ein therapeutisches Ziel sein. Auch hier hilft die klassische Homöopathie, bei der Behandlung von Vergesslichkeit, Verwirrtheit oder Verträumtheit, oder – um nur wenige Beispiele auf der emotionalen Ebene zu nennen, bei der Behandlung von Eifersucht, Kummer oder Jähzorn.
So kann es natürlich sein, dass ein lästiger Hautausschlag oder ein nerviges Ohrgeräusch länger bestehen bleiben, als es dem Patienten lieb ist. Der Heilungsprozess läuft im Moment möglicherweise auf einer anderen Ebene ab. Vielleicht haben Sie dafür mehr Tatkraft entwickelt oder einen tieferen Schlaf feststellen können?
Aus homöopathischer Sicht könnte man in diesem Fall (chronisch) schon von einem eingeleiteten Heilungsprozess sprechen. Ob dies so ist, kann letztlich nur der Homöopath entscheiden. Deswegen ist es in akuten Fällen sinnvoll, auch nach der Genesung noch einmal telefonisch kurz Rücksprache zu halten. Sind Schnupfen und Husten wirklich gänzlich verschwunden? Wenn ja, so hat das akute Mittel gut gewirkt, wenn nein, so muss noch weiter behandelt werden (evt. mit einem Ergänzungsmittel)!
In chronischen Fällen kann selbstverständlich nur in einer Folgekonsultation über die weitere Behandlung entschieden werden. Insbesondere Kinder verändern sich, je jünger, desto schneller. Scheuen Sie sich also nicht, sie einmal im Jahr vorzustellen, sie müssen dazu nicht krank sein!
Heilwerden bedeutet also, dass der Mensch sich ganz fühlt und innere Freiheit empfindet!