Unterdrückung im homöopathischen Sinn meint ein Hinunterdrücken von sichtbaren Zeichen und Symptomen in die Tiefe des Organismus. Auch wenn die Erkrankung scheinbar verschwunden ist, so findet doch keine Heilung statt, sondern nur eine Verschiebung von Krankheitsprozessen.
Ein einfaches Beispiel mag dies erläutern: jemand leidet akut an Schnupfen und Halsschmerzen. Wenn Sie den Organismus sanft mit Naturheilmitteln oder klassischer Homöopathie unterstützen, wird die Erkrankung bald behoben sein. Wenn Sie aber die Krankheit so schnell wie möglich beseitigen wollen, z.B. damit Ihr Kind ja nichts in der Schule verpasst, werden Sie auf ärztlichen Rat ein Antibiotikum verabreichen. Die Folge ist ein rasch ansteckungsfreies und erkältungsfreies Kind. Vielleicht ist es aber nun häufig schlapp und müde, oder appetitlos oder hat Durchfall und ist gereizt. Eine Unterdrückung hat stattgefunden.
Die Erkältung kommt meist nach kurzer Zeit wieder – oder um bei unserem Beispiel zu bleiben, es entwickeln sich z.B. immer wiederkehrende Mandelentzündungen. Die Krankheit wendet sich nach innen, legt sich aufgrund der individuellen Konstitution auf das schwächste Organ. In unserem Fall rät die Schulmedizin dann zur Mandeloperation. Damit verschwindet tatsächlich häufig die Erkältungsneigung; dass aber das Kind infolge über Magenschmerzen klagt oder in den Schulleistungen nachlässt, halten Sie und Ihr Arzt für eine neue Krankheit. Tatsächlich aber hat eine Unterdrückung stattgefunden, die bewirkt, dass sich die ursprüngliche Krankheit nur in einem neuen Gesicht zeigt!
So ist (fast) jede Operation eine Unterdrückung, ob es sich um die Entfernung der Polypen, die Verödung von Hämorrhoiden oder Krampfadernhandelt, oder ob Warzen mit modernsten Methoden weggelasert werden. Auch Hautausschläge aller Art können mit Zink- und Kortisonsalben unsichtbar gemacht werden. Entwickeln sich in der Folge asthmaähnliche Beschwerden, ist der Patient jetzt kränker als mit einem Hautausschlag. Gelingt es auch noch das Asthma mit Antihistaminika oder Kortisonsprays zu unterdrücken, kann es zu epileptischen Krampfanfällen kommen: die ursprüngliche Krankheit ist schlimmer geworden.
Nicht nur auf der körperlichen, sondern auch auf der seelischen Ebene gibt es Unterdrückungen, die Psychologie nennt dies Verdrängung. Es werden z.B. Beruhigungsmittel oder Antidepressiva eingenommen, das eigentliche Problem scheint gelöst, denn man funktioniert im Alltag.
Die klassische Homöopathie versucht Unterdrückungen von Anbeginn zu vermeiden, indem sie in großen Zusammenhängen denkt. Mit Hilfe des möglichst ähnlichen Mittels tauchen im Laufe der Behandlung die ursprünglichen Krankheitszeichen nach und nach wieder auf. Das macht eine homöopathische Behandlung manchmal langwierig und erfordert Durchhaltevermögen. Aber sobald sich die Krankheit löst, fühlt der Patient, wie die Beschwerden wegzuschmelzen beginnen. Neue Kräfte werden mobilisiert, die es ermöglichen mit seinem Problem aktiv umzugehen.
Aus diesem Grund müssen auch manchmal andere sinnvolle Therapieformen hinzugezogen werden, wie z.B. Akupunktur, Osteopathie, Feldenkrais oder auch systemisches Familienstellen nach Hellinger. Es gibt mit Sicherheit viele Wege nach Rom, der Königsweg ist die Homöopathie!